Die visuelle Ferninspektion (zu Englisch Remote Visual Inspection, kurz: RVI) ist ein Verfahren für die Sichtprüfung eines Elements aus der Ferne, das sowohl Hardware als auch Software benötigt. Diese Technik wird in erster Linie aus Sicherheitsgründen und zur Kostenreduzierung eingesetzt und ist ideal zur Prüfung von Standorten, die für den menschlichen Eingriff unsicher sind. Dank Techniken wie 5G, maschinellem Lernen sowie Augmented und Assisted Reality wird die RVI automatisiert und der Industrie leichter zugänglich gemacht.
Allerdings geht es bei der visuellen Ferninspektion nicht um den kompletten Ersatz von Arbeitskräften. Es geht vielmehr darum, Ihre Mitarbeiter zu befähigen und Risiken zu minimieren, ohne die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu beeinträchtigen – und das mit einer erhöhter Produktivität! Die visuelle Ferninspektion umfasst die Überprüfung von Bereichen oder Objekten, die für das bloße Auge nicht erkennbar sind, ohne dass Maschinen oder angrenzende Bereiche demontiert werden müssen. Diese Prüftechnik wird auch als zerstörungsfreie Prüfung (ZfP) bezeichnet, und kann zur Bewertung von Materialkomponenten und -eigenschaften herangezogen werden. Die Methode eignet sich ideal für Projekte in der Fernzusammenarbeit, um Gebäude, Maschinen oder ein Standort zu inspizieren.
Die RVI gibt es bereits seit den 1970er-Jahren. Sie kann auf engem Raum mit weniger Aufwand durchgeführt werden, was sichere Inspektionsbedingungen gewährleistet. Einige grundlegende Bestandteile sind Videokameras, eine Lichtquelle (Objektiv) sowie eine Videoübertragungssoftware, die Bilder aufnehmen und Daten speichern kann, sodass ein Prüfer die Maschine oder einen Standort aus der Ferne betrachten kann.
Wofür eignet sich die visuelle Ferninspektion im Idealfall?
- Begrenzter oder fehlender physischer Zugang zum Standort: einschließlich chemische oder Risikobereiche, die aus Sicherheitsgründen für die Prüfer nicht zugänglich sind. Dies kann sowohl den Mitarbeitern als auch den Kunden in dieser kritischen Pandemiephase die Arbeit erheblich erleichtern.
- Nichtverfügbarkeit von Fachleuten vor Ort: Die RVI ist ideal für Standorte, an denen keine Fachleute zur Verfügung stehen, oder wenn Prüfer auf anderen Standorten tätig sind.
- Standorte mit Zugangsbeschränkung: Die Prüfer können auch Standorte besuchen, die von Reiseverboten oder anderen Einschränkungen betroffen sind.
Was sind die Hauptvorteile der visuellen Ferninspektion?
- 1. Minderung des Gesundheitsrisikos
Ferninspektions-Instrumente und -Techniken können dazu beitragen, die durch die weltweite Pandemie verursachten Risiken zu mindern. Angesichts des bestehenden Gesundheitsrisikos durch Covid-19 trägt die RVI ab sofort dazu bei, die Zahl der Prüfer vor Ort zu minimieren.
- 2. Globale Inspektionen in Echtzeit und schnellere Entscheidungsfindung
Dank RVI ist es ausreichend, nur einen Prüfer, manchmal auch keinen an der Ferninspektionsstelle einzusetzen. Diese digitale Zusammenarbeit ermöglicht der Industrie einen Echtzeit-Zugang zu umfangreichen Netzwerken.
So hatte zum Beispiel Henkel Bonderite, die führende Marke für Oberflächentechnik und Prozesslösungen, einen Wettbewerbsvorteil mit dem Einsatz der Ferninspektionstechnik von AMA. Dank Remote-Assistenz konnten sie einen Experten hinzuziehen, der sofortige Unterstützung für das Linienmanagement leistete.
Bei Bonderite können Service-Experten dem Anlagenführer mithilfe von AR-Datenbrillen „über die Schulter“ blicken und Lösungsansätze vorschlagen. Laut dem Linienmanagement-Team sind Wartungsprozesse, Qualitätskontrollen und Fehlerbehebung mit XpertEye schneller und zuverlässiger geworden. Außerdem verbesserte es auch die Trainingsaktivitäten.
RVI-Ausstattung von heute
Die für RVI verwendeten Instrumente und Tools variieren je nach Anwendungsfall. Das Grundkonzept besteht jedoch darin, die zu inspizierenden Objekte aus der Ferne mit einer Kamera zu betrachten. Zu RVI-Tools zählen in der Regel Digitalkameras, Endoskope, ferngesteuerte Schwenk-Neige-Zoom-Kameras, Fiberskops, Drohnen und Roboter-Raupen. Diese werden meist in Kombination mit intuitiver Software zur Erfassung visueller Daten in Echtzeit verwendet.
Eine Kamera ist ein essenzielles Hilfsmittel, um das Ergebnis der Sichtprüfung zu dokumentieren. Normalerweise verwendet hierzu die Person, die den Standort inspiziert, die Kamera eines Smartphones oder einer Datenbrille (zu Englisch Smart Glasses).
Dieses optische Hilfsmittel wird zur Inspektion verwendet und besteht aus einem flexiblen oder starren Draht mit einem Bildschirm am Ende, der extern mit einem Foto- oder Video-Aufzeichnungsgerät verbunden ist.
Endoskopische Kameras werden häufig für die Sichtprüfung von Fahrzeug-, Flugzeug- und Dampfturbinenmotoren verwendet. Ein ähnliches Instrument für medizinische Zwecke ist das Fiberskop.
- Schwenk-Neige-Zoom-Kamera (Pan Tilt Zoom, PTZ)
Wenn Sie scharfe Aufnahmen aus größerer Entfernung oder eine Weitwinkel-Ansicht auf explosionsgefährdete Bereiche benötigen, ist eine PTZ-Kamera die beste Wahl. Sie werden vor allem für extreme Sichtprüfungsverhältnisse verwendet, wie z. B. unter Wasser oder in Kernkraftwerken.
- Mikroskop
Wenn ein Prüfer Bilder vergrößern und visuelle Daten sammeln muss, z. B. von Schadstellen der Lackierung eines Flugzeugflügels, dann eignet sich hierfür eine mikroskopische Kamera am Besten. Dieses bietet die Möglichkeit, die Tiefe, Breite und Länge von diesen Stellen zu messen.
Wie erweitert AMA die RVI?
Die Ferninspektionstechnik von AMA ist für eine breite Palette von Anwendungsfällen geeignet. Dank 10 Jahren Erfahrung mit mehr als 800 Projekten in über 100 Ländern sind die Lösungen von AMA einfach einzusetzen. XpertEye Advanced kombiniert ein Smartphone mit externen Videoquellen wie Datenbrillen, Endoskopen, Fiberskopen, PTZ-Kameras und vielen weiteren Geräten, um die visuelle Ferninspektion für zahlreiche Anwendungen zu ermöglichen. Es handelt sich um eine leistungsstarke und kosteneffiziente Lösung für die Sichtprüfung von (schwer zugänglichen) Stellen, die somit genaue und zuverlässige Inspektionen ermöglicht.